Die "Fünf halben Frauen" von Sao Paulo

Der Fund

Im Haus eines Kapitäns und Briefmarkensammlers aus dem 19. Jahrhundert stieß ich auf einen Karton voller alter Postkarten, Billette und Briefe, die weltweit verschickt worden waren. Eine der ersten Karten, die meine Aufmerksamkeit erregte, war eine, die im Jahr 1890 von Rio de Janeiro nach São Paulo gesendet wurde.

Karton mit historischen Postkarten

Das Experiment

Da ich keine altdeutsche Handschrift lesen kann, wagte ich ein Experiment und ließ eine künstliche Intelligenz den Text transkribieren. Das Ergebnis lautete:

Haus Curitiba, 23. Oktober 1890
Herrn A. Cosgrave / São Paulo

Halbe fünf Frauen sind nach Santos eingeschifft und werden dorthin nächster Woche weiter nachgebracht sein.

Mit besten freundlichen Grüßen
Königswald

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Die dunkle Geschichte

Ich war schockiert, als meine Recherche ergab, dass es um 1890 in Südamerika tatsächlich einen Mädchenhändlerring gab, der junge jüdische Frauen aus Polen und Russland unter falschen Versprechungen nach Südamerika lockte, um sie dort zur Prostitution zu zwingen.

Die kreative Verarbeitung

Die Scham und Verzweiflung der jungen Menschen sowie die körperliche Bedrohung habe ich versucht, in meiner Radierung (Strichätzung und Aquatinta) und Papierlithographie darzustellen. Außerdem sind Faksimiles der Vorder- und Rückseiten der Karten unter der Grafik angebracht. Den Druckprozess kann man im Film sehen.

Die Klärung

Eine Frau, die die deutsche Schrift lesen kann, verschaffte mir Klarheit: In meinem Fund gibt es keine Verbindung zu dem Menschenhändlerring. Der Text der Karte ist völlig harmlos und besagt lediglich, dass eine Reise gut verlaufen ist und jemand eingetroffen ist.

Das Experiment zeigt, wie wichtig es ist, der künstlichen Intelligenz nicht blind zu vertrauen und menschliches Wissen hinzuzuziehen. Doch durch die fehlerhafte Übersetzung wurde mir einmal mehr bewusst, wozu Menschen fähig sind und welches Leid sie einander zufügen können.

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  • Strichätzung und Aquatinta (schadstoffarm)
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